Ein weites Meer liegt vor mir
mal ist es still, mal aufgebracht und ich treibe auf meinem kleinen Floß dahin.
Zu einer Insel zieht es mich, auf der ich leben möchte. Sie hat die Farben die ich mag, die Klänge die mir wohlklingen, und sie duftet nach Frieden und Harmonie. Sie ist umringt von Fantasie und voller Zärtlichkeit. Die Insel die ich erreichen möchte, liegt hinter´m Horizont.
Die Wellen tragen mich, wandern vorbei an seichten Ufern, an schönen Landschaften…sicherlich – doch ich habe kein Auge dafür. Mein Blick richtet sich zum Horizont…dort hin, wo meine Träume enden. Das Wasser umspült mich, flüstert mir ins Ohr, dass ich meine Augen während meiner Reise nicht verschließen soll, denn ich würde nicht wissen, ob die Insel hinter dem Horizont jemals zu erreichen wäre. Die Wellen haben Recht – ich weiß das. Ich sehe die Länder, die an mir vorüberziehen, ich spüre ihre Sonne, aber ich kann sie nicht genießen. Sie erwärmt nur die Oberfläche meiner Haut, doch sie erreicht mich nicht.
Schon einmal wollten die Wellen mich an Land spülen – ich sah die Sonne, hörte die Klänge, spürte Boden unter den Füßen, doch ich sperrte mich dagegen, konnte dort nicht verweilen, denn ich wusste – MEINE Insel existiert…! Und sie zu erreichen ist das, was ich will. Sie ist nicht nur ein schillernder Traum, den man sich ersinnt. Ich weiß von ihrer Existenz, denn ich habe sie schon gesehen.
So wurde mir klar, dass ich zurück muss. Zurück ins Wasser, auf mein kleines Floß und mich einfach weiter treiben lassen. Also kehrte ich dem Land den Rücken, überließ mich wieder den Wellen, die mich vielleicht… irgendwann… zu meiner Insel führen – oder auch nicht. Mir ist klar, dass ich ein hohes Risiko eingehe, denn – eine Garantie mein Ziel jemals zu erreichen, gibt es nicht. Jedoch ist die Sehnsucht nach meiner Insel so groß, dass ich gar nicht anders kann, als mich dem Wind zu überlassen und auf ihn zu vertrauen.
Vielleicht – eines Tages… bekomme ich eine Chance…vielleicht – irgendwann… findet mein Floß die Richtung und bringt mich zu dem Land, auf dem meine Träume wohnen. Zu der Insel, die meine Farben und Klänge trägt. Zu dieser Insel hinter dem Horizont – voller Frieden und Harmonie, voller Fantasie und Zärtlichkeit.
Viele Bündel voll Trost und Hoffnung habe ich an mein Floß geschnürt, sie werden mich unterstützen und tragen, auf meiner Reise hinter den Horizont….
26.10.09, © Birgit Walther-Lüers